| Veranstaltung: | Landeskonferenz der Jusos Thüringen 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 8 Antragsberatung |
| Status: | Beschluss |
| Beschlossen am: | 12.10.2025 |
| Antragshistorie: | Version 2 |
#BleibDoch – Thüringen stärken durch einen Bleibe-Bonus für junge Menschen
Beschlusstext
Die Jusos Thüringen fordern die Einführung eines umfassenden Bleibe-Bonus für
junge Menschen, um das Leben, Arbeiten und gesellschaftliche Engagement junger
Menschen in Thüringen aktiv zu fördern und zu stärken. Ziel ist es, jungen
Menschen in Thüringen attraktive Perspektiven zu eröffnen, Abwanderung zu
verhindern und Rückkehr zu erleichtern.
Wir fordern die SPD-Fraktion im Thüringer Landtag und die Landesregierung auf,
diese Forderungen in die kommenden Haushaltsberatungen und Landesstrategien
einzubringen. Parallel dazu sind bestehende Programme systematisch hinsichtlich
ihrer Attraktivität und Wirksamkeit für junge Menschen zu evaluieren.
I. Monetäre Unterstützung
Wir fordern von der Landesregierung die Prüfung und schrittweise Einführung
folgender finanzieller Anreize:
Erster-Heim-Zuschuss: Eine einmalige finanzielle Unterstützung für junge
Menschen (z. B. zwischen 18 und 30 Jahren), die ihre erste Wohnung in
Thüringen beziehen – insbesondere in strukturschwachen Regionen.Die Höhe
sollte gestaffelt werden, in Abhängigkeit von der Ländlichkeit der Region.
Thüringen-BAföG-Plus: Eine landesfinanzierte Zusatzförderung oder Rabatt
auf Rückzahlungspflichten für BAföG-Empfänger:innen, die nach ihrem
Abschluss mindestens drei Jahre in Thüringen leben und arbeiten oder sich
gesellschaftlich engagieren.
Startgeld für Selbstständige: Eine gezielte, niedrigschwellig zugängliche
Förderung für junge Menschen, die sich in Thüringen selbstständig machen
oder ein Start-Up gründen möchten – z. B. durch Anschubfinanzierung,
Mikrokredite oder Zuschüsse in den ersten Jahren.
Mobilitäts- und Umzugszuschüsse: Finanzielle Unterstützung bei Umzügen
innerhalb Thüringens oder Rückzügen aus anderen Bundesländern, um Hürden
bei Standortentscheidungen zu minimieren.
Azubi-Bonus: Analog zum BAföG-Bonus ist ein Zuschusssystem für
Auszubildende zu schaffen – etwa in Form eines „Thüringen-Azubi-Zuschlags“
bei erfolgreichem Abschluss und Verbleib im Land. Auch Absolvent:innen von
Meister- und Techniker-Weiterbildungen sind einzubeziehen.
II. Nicht-monetäre Maßnahmen
#BleibDoch-Events: Landesweite Networking-Veranstaltungen für junge
Menschen, bei denen nicht nur Arbeitgeber:innen vertreten sind, sondern
auch Vereine, Kommunalvertretungen, lokale Initiativen,
Wohnungsgesellschaften, Vermieter:innen und andere relevante Akteur:innen.
Ziel ist es, ein authentisches Bild vom Leben in Thüringen zu vermitteln –
jenseits von Broschüren. Begleitet werden soll dies durch eine digitale
Plattform und Öffentlichkeitsarbeit mit Informationen zu Arbeit, Wohnen
und Engagementmöglichkeiten.
Engagementnetzwerke fördern: Junge Menschen, die sich in Thüringen
engagieren (etwa in Freiwilligendiensten, Kommunalpolitik,
Kulturprojekten, etc.), sollen gezielt Anerkennung, Weiterbildung und
Förderung erhalten. Dafür sollen einheitliche Zertifikate und erweiterte
Ehrenamtskarten mit Vergünstigungen geschaffen werden, die vom
öffentlichen Arbeitgeber anerkannt werden müssen.
Kooperation mit Bildungs- und Ausbildungsstätten: Hochschulen,
Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe sollen aktiv eingebunden werden, um
Studierende und Azubis frühzeitig über Bleibeperspektiven zu informieren,
z. B. durch Career Services oder Berufsmessen. Hierzu ist eine enge
Zusammenarbeit mit den einzelnen Kommunen notwendig.
III. Rückkehr fördern
Rückkehrer:innen-Programme: Menschen, die Thüringen für Ausbildung oder
Beruf verlassen haben und zurückkehren wollen, sollen durch gezielte
Programme (z. B. Beratungsstellen, Rückkehr-Messen, Zuschüsse,
Informationskampagnen) unterstützt werden. Bestehende Projekte sollen
evaluiert werden und gezielt gestärkt werden, in dem mehr investiert
wird.Diese Angebote sollen sowohl analog wie auch digital, mehrsprachig
und niederschwellig ausgestaltet werden.
Zusammenarbeit mit lokalen Akteur:innen: Kommunen und regionale
Arbeitgeber:innen sowie Bildungseinrichtungen sind aktiv einzubeziehen, um
Rückkehrer:innen konkrete Aus- und Weiterbildungs-, Job- und
Wohnungsangebote zu vermitteln.
Antragsbegründung
Thüringen steht – wie viele ostdeutsche Flächenländer – vor der Herausforderung, junge Menschen nach ihrer Ausbildung, ihrem Studium oder Freiwilligendienst in der Region zu halten. Die Abwanderung junger Menschen ist dabei keine neue Entwicklung, aber sie verschärft sich aktuell durch Fachkräftemangel, überregionale Mobilität und die unzureichende Attraktivität ländlicher Räume. Gleichzeitig fehlen junge Perspektiven vor Ort: in Unternehmen, in Vereinen, in zivilgesellschaftlichem Engagement und nicht zuletzt in der Kommunalpolitik.
Statt dieser Entwicklung tatenlos zuzusehen, braucht es einen starken Impuls: einen Bleibe-Bonus (alternativ auch „Heimat-Start“, „Thüringen-Perspektive“, „BleibDoch-Initiative“), der jungen Menschen echte Perspektiven bietet – finanziell, gesellschaftlich und emotional. Thüringen soll ein Ort werden, an dem junge Menschen nicht nur aus Pflichtgefühl bleiben, sondern aus Überzeugung.
