Veranstaltung: | Landeskonferenz 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | 13. Antragsberatung |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | LaKo |
Beschlossen am: | 10.06.2023 |
Antragshistorie: | Version 2 |
49 Euro sind keine Entlastung! - Thüringer Jugendticket jetzt!
Beschlusstext
1. Mai 2023: Freude über das Deutschland-Ticket: Nun können wir unkompliziert
überall mit Bus und (Regional-)Bahn fahren. Aber dadurch verschwand auch
heimlich, still und leise die gesonderte Unterstützung für junge Menschen: das
geförderte Thüringer Azubi-Ticket. Das nehmen wir nicht hin, denn 49 Euro sind
keine Entlastung! Wir fordern gemeinsam mit den Gewerkschaftsjugenden und den
rot-grünen Jugendorganisationen ein Thüringer Jugendticket für 28 Euro
monatlich.
Der Freistaat Thüringen soll ähnlich wie andere Bundesländer es bereits
angekündigt oder auf den Weg gebracht haben, das Deutschlandticket für junge
Menschen gesondert subventionieren. Die Differenz zwischen 49 und 28 Euro wird
aus Landesmitteln bezahlt, solange es keine bundeseinheitliche Regelung gibt.
Schüler:innen, Studierende, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende und alle
jungen Menschen unter 28 Jahren sollen davon profitieren. Für Studierende soll
eine Upgrade-Lösung angeboten werden. Bestehende Verträge der Studierenden mit
den Verkehrsunternehmen sollen mittelfristig erhalten bleiben.
Dass junge Menschen fast 50 Euro im Monat für ihre Mobilität ausgeben sollen,
sorgt nicht dafür, dass sie selbstbestimmt und unabhängig von ihren Eltern ihr
Leben gestalten können. In der jetzigen Situation mit massiv gestiegenen
Lebenshaltungskosten führt es stattdessen dazu, dass einmal mehr deutlich wird:
Umfassende gesellschaftliche Teilhabe muss man sich leisten können. Ein
Thüringer Jugendticket würde einen Beitrag dazu leisten, dass gerade junge
Menschen, die in der Regel nicht auf hohe Einkommen oder Vermögen zurückgreifen
können, entlastet werden. Zur Finanzierung der Kosten des Jugendtickets sind die
Arbeitgeber:innen zu beteiligen, da sie es sind, die von einem attraktiven
Umfeld für junge Menschen nachhaltig profitieren, in dem mehr Auszubildende oder
Studierende nach Thüringen kommen und mehr Schüler:innen in Thüringen bleiben.
Damit sich ein Jugendticket in Thüringen auch lohnt, müssen wir die mobile
Realität aber massiv verbessern. Thüringen besteht mit wenigen Ausnahmen aus
ländlichen Räumen. Viele kleine Gemeinden und Siedlungen werden häufig
ausschließlich vom Schüler:innenverkehr angefahren. Das führt dazu, dass gerade
viele junge Menschen auf Eltern und andere Mitfahrgelegenheiten oder irgendwann
das eigene Auto bzw. Moped angewiesen sind. So schreibt sich die Fixierung auf
den Motorisierten Individualverkehr stetig fort und die Verkehrswende wird
verhindert. Flexiblere und vernetzte Angebote wie Mobilitätshubs, Ruftaxis oder
ausgebaute Carsharing-Systeme sind regelmäßig nicht vorhanden. Stattdessen
regiert in Thüringen das sogenannte „Heilige Römische Reich Deutscher
Tarifzonen“ und sorgt abseits des Deutschlandtickets für vielerlei Kuriositäten.
Neben der Forderung nach einem vergünstigten Jugendticket steht daher
gleichbedeutend die zwingende Notwendigkeit zu einem massiven Ausbau des ÖPNV:
Wir brauchen mehr Bahnen, Busse und Straßenbahnen sowie flexible und mehr
verfügbare Sharing-Angebote, die sich nicht ausschließlich darauf ausrichten
dürfen, wie die momentanen Bedarfe geschätzt werden. Denn der ÖPNV-Bedarf kann
auch erst entstehen, wenn das Angebot da ist. Vorher wird ein Großteil kaum auf
das Auto verzichten können.
Unser langfristiges Ziel lassen wir dabei allerdings nicht aus den Augen: Der
ÖPNV muss kosten- und fahrscheinlos ausgestaltet werden. Mobilität ist ein
Grundbedürfnis, so müssen es Staat und Öffentlichkeit auch behandeln.
Grundbedürfnisse müssen für alle mindestens erschwinglich sein, daher:
Entlastung für junge Menschen jetzt! Thüringer Jugendticket jetzt!