Veranstaltung: | Landeskonferenz der Jusos Thüringen 2022 |
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Tagesordnungspunkt: | 5 Leitantrag und Initativanträge |
Antragsteller*in: | Landesvorstand |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 17.06.2022, 20:19 |
INI2: Initiativantrag Dienstpflicht? - Nein, danke! Boomer.
Antragstext
Das Sommerloch grüßt. Anders kann man nicht erklären, dass schon wieder
Forderungen nach einer allgemeinen Dienstpflicht auftauchen.
Während der Corona-Pandemie waren es gerade junge Menschen, deren Leben durch
die Einschränkungen auf den Kopf gestellt wurden. Keine Schule, kein Sport,
keine Freizeit, keine Partys, keine Treffen mit Freund:innen. Ihre Perspektive
kam in den Debatten kaum vor, trotzdem haben sie die Schutzmaßnahmen
mitgetragen. Jetzt ein Pflichtjahr zu fordern, ist schlichtweg
Jugenddiskriminierung. Vielmehr brauchen wir eine stärkere Lobby für Kinder,
Jugendliche und junge Menschen. Ihre Interessen sind es wert vorangestellt zu
werden.
Stattdessen soll nun ein weiterer Schritt zur Ökonomisierung und Verwertbarkeit
des Lebens von Jugendlichen und jungen Menschen gegangen werden. Ein freies und
selbstbestimmtes Leben sieht anders aus. All die Einrichtungen, die angeblich
davon profitieren, wenn junge Menschen gezwungen würden, dort für ein Jahr zu
arbeiten, brauchen viel eher bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und mehr
ausgebildetes Personal. Nur so kann der Gesundheits- und Sozialbereich
attraktiver werden. Billige Ersatz-Arbeitskräfte oder schlecht bezahlte
Laienarbeiter:innen lösen keine Fachkräfteprobleme, sondern befördern nur
prekäre Arbeit.
Junge Menschen müssen auch nicht verpflichtet werden, sich für die Gesellschaft
zu engagieren - das tun sie in der Regel ohnehin. Oftmals können sie sich aber
genau das gar nicht leisten, weil die ehrenamtliche Arbeit zu wenig Anerkennung
erfährt und zu gering entschädigt wird. Statt eines Pflichtdienstes brauchen wir
daher eine faire Aufwandsentschädigung für Freiwilligendienste. Für 300 Euro ist
kein selbstbestimmtes Leben möglich.
Es kann nicht allein die Aufgabe junger Menschen sein, den Zusammenhalt in der
Gesellschaft zu stärken. Zudem haben weder Wehr- noch Zivildienst bis vor 11
Jahren eine gesellschaftliche Spaltung aktiv verhindert. Deshalb lehnen wir die
Idee eines allgemeinen Pflichtdienstes für junge Menschen ab. Macht
ehrenamtliche Arbeit attraktiver und vereinbar mit Beruf und Familie, aber lasst
uns frei entscheiden, was wir mit unserem Leben anfangen.
Begründung
Erfolgt mündlich.
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