Der Kapitalismus ist entsprechend seiner eigenen Anforderungen an lohnabhängig
Beschäftigte in höchstem Maße flexibel. Seit seiner Entstehung hat er sein Erscheinungbild immer wieder verändert, sodass auch die Kritik an ihm eine ständige Aktualisierung erfahren muss. Während grundsätzliche Prinzipien wie der Widerspruch von Kapital und Arbeit fortbestehen und sich Menschen noch immer über den Warentausch vergesellschaften, wie Marx in der Kritik der politischen Ökonomie darlegt, hat sich Vieles inzwischen verändert: Im Gegensatz zur Frühphase des Kapitalismus in Europa ist spätestens seit der dritten industriellen Revolution in den 1960er Jahren die Digitalisierung einer der wichtigsten Trends in der Industrie. Entgegen der üblichen Rede verbirgt sich dahinter jedoch keine Naturgewalt.
Konkrete Interessen des Kapitals bzw. der Unternehmen stehen hinter Rationalisierungsprozessen, die beispielsweise Arbeiter*innen im Produktionsprozess überflüssig machen. Der Grundwiderspruch des Kapitalismus, also die Tatsache, dass sich abhängig-Beschäftigte und die Besitzer*innen der Produktionsmittel mit Blick auf ihre
ökonomischen Interessen grundsätzlich widerstreitend gegenüberstehen, existiert auch heute noch. Doch wird er im abstrakten Reden über „die Digitalisierung“, der auch die Unternehmen als passive Subjekte ausgeliefert scheinen, nivelliert. Im gemeinsamen „Wir“, das der Digitalisierung gemeinsam begegnen muss, verschwindet der Klassenwiderspruch, den es jedoch weiterhin ernst zu nehmen gilt, will man tatsächlich an der Seite der Lohnabhängigen stehen. Es gilt, die liberale Ideologie von der Gleichheit der Ausbeuter:innen und Ausgebeuteten in Bezug auf ihre ökonomischen Interessen zu durchbrechen und an konkreten Beispielen zu kritisieren. Wissen darüber, wie moderne Produktionsprozesse strukturiert sind und welche Veränderungen des Arbeitsalltags damit für die Arbeiter:innen einhergehen, ist dafür unabdingbar.
Vor diesem Hintergrund greift
die bisherige Kritik, die sich gegen die
Zersplitterung von Arbeitsverhältnissen oder die Datensammelwut von Konzernen richtet, zu kurz. Stattdessen müssen wir uns mit den Widersprüchen einer Gesellschaft
auseinandersetzen, in der das Internet die Meta-Struktur einer neuartigen Ökonomie ist und die Herausbildung von Ungleichheits- und Klassenstrukturen in der gegenwärtigen Kapitalismusform erkennen und bekämpfen.
Denkbar wäre die Behandlung der Themen
komplexe
-Arbeitsmarkt 4.0
-Gute Arbeit für wenige? Digitalisierung als Verteilungsfrage
-Arbeit und Automatisierung im Digitalen Kapitalismus
-Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt
-Bildung und Teilhabe im digitalen Kapitalismus
-Daten als Rohstoff des 21. Jahrhunderts
Formate können dabei Workshops, Diskussionsveranstaltungen und Exkursionen sein. Sofern möglich soll jeweils eine digitale Teilnahmemöglichkeit gegeben sein.
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