Veranstaltung: | Landeskonferenz der Jusos Thüringen 2020 |
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Tagesordnungspunkt: | Antragsberatung LaKo |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Landeskonferenz Jusos Thüringen |
Beschlossen am: | 17.10.2020 |
Eingereicht: | 16.11.2020, 16:33 |
Antragshistorie: | Version 1 |
S4 Heranziehung des Einkommens von jungen Menschen in stationären Jugendhilfen beenden!
Beschlusstext
Die Jusos Thüringen fordern, die Heranziehung des Einkommens junger Menschen in
stationären Jugendhilfen nach §94 Abs. 6 SGB VIII von 75% auf 0% zu reduzieren,
um so eine dauerhafte Entlastung zu schaffen und den Start in ein eigenständiges
Leben junger Menschen zu erleichtern.
Begründung
Das erste eigene Einkommen ist für viele junge Menschen der erste Schritt in Richtung Selbstständigkeit und finanzielle Unabhängigkeit. Allerdings ist dies nicht in allen Fällen so möglich. Das Sozialgesetzbuch sieht im §94 Abs. 6 SGB VIII vor, dass das Einkommen von jungen Menschen in vollstationärer Leistung z.B.: Betreuten Wohnen, Kinderheimen oder Pflegefamilien o.ä. 75% ihres Nettolohnes als Kostenbeitrag einzusetzen.
Eine Ausnahme wird nur in §94 Abs. 6 Satz 2 vorgesehen, nach dieser wird von der Erhebung teilweise oder ganz abgesehen, wenn diese im sozialen oder kulturellen Bereich liegt und vor allem ein soziales oder kulturelles Engagement und weniger die Erwerbstätigkeit im Vordergrund steht.
Dieses sehen viele junge Menschen aus solchen Einrichtungen allerdings als eine grobe Ungerechtigkeit, in ihrer so schon erschwerten Situation. Denn wo junge Menschen in ihren ursprünglichen Familien nichts oder nur einen geringen Teil ihres Einkommens abgeben müssen, sieht es der Gesetzgeber anders und verlangt eine enorme Abgabe als Beteiligung an den Kosten. Dadurch werden junge Menschen nicht nur aus öffentlichen Aktivitäten mit ihren Freund*innen verdrängt, indem sie aus Kostengründen nicht teilnehmen können, sondern bekommen es verwehrt einen richtigen Umgang mit Geld und die damit verbundene Eigenständigkeit zu lernen.
Allgemein ist in vielen Fällen auch eine geringere Motivation überhaupt im Rahmen von Ferienjobs oder Nebentätigkeiten zu arbeiten, sowie eine verringerte Motivation bei der Ausbildung aufgrund eines Gefühls des „Arbeiten für nichts“ merkbar. Es sollte nicht der Anspruch einer Gesellschaft sein, junge Menschen ohne eine ausreichende Vergütung arbeiten zu lassen. Aus denselben Gründen ist auch eine berufliche Orientierung schwerer, da keine Motivation besteht praktisch ohne Entgelt neue Tätigkeiten in verschiedene berufliche Richtung auszuprobieren.