Veranstaltung: | Landesausschuss 2024 |
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Antragsteller*in: | Landeskonferenz (dort beschlossen am: 28.09.2024) |
Status: | Überweisung (Landesvorstand/ AK Antifa) |
Beschlossen am: | 28.09.2024 |
Eingereicht: | 16.10.2024, 10:59 |
A19: Auf geht‘s Karlsruhe! Für die Prüfung eines AfD-Verbotes.
Antragstext
„Das wird immer einer der besten Witze der Demokratie bleiben, dass sie ihren
Todfeinden die Mittel selber stellte, durch die sie vernichtet wurde. [...] Aus
der demokratischen Dummheit ließ sich vortrefflich Kapital schlagen.“ Joseph
Goebbels, 1935
Die AfD ist eine rechtsextreme Partei, sie stellt eine Bedrohung für unsere
Demokratie und die Menschenwürde dar. Ihre Galionsfiguren verschieben den
Diskurs durch immer krassere Propaganda, mit Themen, wie Massendeportationen
oder der Demontage demokratischer Institutionen, welche seit 1945 nicht mehr in
Deutschland gefordert wurden.
Wir beobachten seit Jahren, wie eine kleine Partei Menschenmengen anstachelt und
das immer regelmäßiger in Gewalt endet. Walter Lübcke, der Anschlag von Halle
oder Matthias Ecke sind nur die prominentesten Namen einer rasant wachsenden
Gefahr für alle, welche nicht in das geschaffene Bild der “Biodeutschen” passen
bzw. sich für diese einsetzen. Wo die Wahlergebnisse der AfD wachsen, wächst die
Bedrohungslage für Mitbürger:innen, welche nicht als deutsche
Mehrheitsgesellschaft identifiziert werden. Selbst der Verfassungsschutz warnt
seit langem davor.
Durch eine gezielte öffentliche Verhöhnung unserer Demokratie, den Versuch
Verwaltungen lahmzulegen und Zweifel gegenüber der Justiz sowie der Ausnutzung
eines zu zögerlichen Antifaschismus, lehnt eine wachsende Zahl an Menschen die
pluralistischen Grundpfeiler unserer Gesellschaft radikal ab.
Geschichte wiederholt sich nicht, aber wir müssen aus der deutschen Geschichte
lernen. Die angebliche Entzauberung von Demokratiefeinden, wenn sie erstmal in
das System integriert seien, funktioniert nicht. Eine Partei einzubeziehen,
welches als Ziel die Abschaffung jenes Systems hat, hat auch vor 100 Jahren
nicht funktioniert. Lange Zeit war für alle klar: in unseren Parlamenten darf
nie wieder Platz für Rassismus, Antisemitismus, völkischen Nationalismus und NS-
Verherrlichungen sowie Holocaustleugnung sein – jetzt sind sie wieder da.
Wir Jungsozialist:innen und Sozialdemokrat:innen sind Antifaschist:innen. Wir
sind Teil der einzigen Partei, welche schon gegen die NSDAP gekämpft hat und
dies mit Leben bezahlen musste – jetzt ist unsere Zeit die AfD zu bekämpfen.
Wir Jusos Thüringen verstärken die immer lauter werdenden Stimmen in unserem
Land und fordern: “Lasst Karlsruhe ein AfD-Verbotsverfahren prüfen!”
Die AfD ist eine Bedrohung für unsere ganze Republik. Deshalb wird der
Landesvorstand einen Antrag auf dem Bundeskongress der Jusos einbringen, welcher
das Ziel hat, dass Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung als dafür zuständige
Organe einen Antrag beim Bundesverfassungsgericht auf Verbot der AfD stellt.
Seit Monaten wird über ein AfD-Verbotsverfahren diskutiert. Wir finden: die AfD
ist eine Bedrohung für unsere ganze Republik. Aus diesem Grund fordern wir die
Bundesjusos dazu auf, sich möglichst bald zu dem Thema zu positionieren. Um eine
Entscheidung auf eine breite gefestigte Basis zu stellen, möchten wir dazu einen
partizipativen Prozess innerhalb der Jusos anzustoßen. Mit einer gemeinsamen
Position kann mehr Einfluss auf eine Entscheidungsfindung der SPD geübt werden.
Begründung
Aus Sicht des Bundesverfassungsgerichtes sind auf rassistischer Diskriminierung basierende Konzepte nicht mit der Würde des Menschen vereinbar, auf der unsere freiheitlich demokratische Grundordnung beruht. Dass solche Konzepte bei der AFD vorliegen, die erfolglos gegen eine Einstufung als rechtsextremer Verdachtsfall vorging und in Teilen bereits gesichert rechtextrem ist, lässt bei zunehmender politischer Beteiligung in Gremien und Parlamenten berechtigte Sorgen um unsere Demokratie wachsen. Anfang des Jahres konnte durch Reporter:innen von Correctiv ein Treffen mit rechtsextremer Prominenz beobachtet werden, auf welchem die Ausweisung deutscher Staatsbürger:innen geplant wurde. Euphemistisch als „Remigration“ beschrieben, handelt es sich auf dem Papier hierbei um nichts anderes als Deportation von Menschen mit Migrationsgeschichte und abweichenden Lebensentwürfen. Die Abrede auf die demokratischen Parteien als "Volksverräter" und die konkreten Drohungen an einzelne Vertreter:innen lassen daneben tief blicken, wenn es um den geplanten Umgang mit politischen Kontrahenten geht.
Vordergründig demonstriert die AFD immer wieder der genaueren Beobachtung nicht standhaltende Distanzierungen von rechtsextremen, antifeministischen und antimuslimischen Äußerungen. Durch massenhaft verbreitete und immer extremer werdende Wiederholungen ebendieser Äußerungen und diverse Kontakte, Vernetzungen, Anstellungen und Mitgliedschaften von Rechtsextremen, Reichsbürger:innen, Gewalttäter:innen und Terrorverdächtigen fehlt hierbei jedoch jede Glaubwürdigkeit. Hierbei sind die zahlreichen rechtsextremen Mitarbeiter:innen und Mitglieder der AFD in zahlreichen Parlamenten, welche vom deutschen Staat bezahlt werden, eine Schande für ein Land, welches sich seiner einzigartigen Erinnerungskultur rühmt.
Dass die AFD neben unliebsamen Menschen auch auf staatliche Strukturen zielt, lässt sich schon auf Landesebene in Thüringen erkennen. Mit der Kündigung des Medien-Staatsvertrages wollte man hier den öffentlichen Rundfunk schwächen. Dessen Abschaffung, wie wir ihn kennen, bedroht seine Unabhängigkeit und damit die pluralistische Meinungsgesellschaft. Es droht eine mediale Gleichschaltung im Sinne der AFD.
Während von Bedeutungslosigkeit bei wachsenden Wahlerfolgen und Erreichen der Sperrminorität in Thüringen wirklich nicht die Rede sein kann, bleibt eine Mäßigung der Partei aus, die nur eine Richtung zu kennen scheint: immer radikaler. Mit ihrem weitreichenden Populismus zieht sie hierbei immer mehr Menschen in den Bann.
Eine politische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen unserer Zeit ist dringend notwendig. Gleichzeitig ist längst bekannt, dass die AFD für Rassismus, Antisemitismus, Antimuslimismus, Antifeminismus, Ethnopluralismus - als modernen völkischen Nationalismus - und Verharmlosung des Nationalsozialismus steht. Die Verantwortung dafür, sie zu wählen, liegt letztendlich bei den Wähler:innen und nicht bei den demokratischen Parteien, die hier keine rechtsextremen Positionen vertreten.
Die AFD ernst zu nehmen bedeutet, ihr Programm, ihre Politiker:innen und Anhänger:innen in ihrem Sagen und Tun ernst zu nehmen, deren angekündigte Demontage der Demokratie und den Abgesang auf die Menschenwürde ernst zu nehmen. Eine Prüfung, ob eine Partei, die solche Positionen mit der Verfassung vereinbar ist, ist aus diesem Blickwinkel zwingend notwendig, wenn man die Demokratie schützen will. Wehrhaft ist unsere Demokratie nicht, wenn niemand Willens ist, sie zu verteidigen.
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