U7: Corona-Krise als Chance? Was soll der Mist?!

Ständig und immer wieder werden uns große Krisen als Chancen verkauft. Wir
sagen: Hört auf euch etwas vorzumachen und begreift die Krisen als das, was sie
sind: Herausforderungen und Probleme.

Mit Blick auf die aktuelle Situation könnte man zwar sagen: Jetzt werden manche
Entwicklungen, die schon längst verschlafen wurden, ad hoc nachgeholt –
zumindest wird der Versuch dahingehend unternommen. Nur leider funktionieren
derartige Anstrengungen offensichtlich nicht von heute auf morgen.
Beispielsweise werden nicht innerhalb weniger Monate alle Schulen mit Breitband
versorgt und alle Schüler:innen bekommen ein Tablet. Auch erhalten die
Berufsgruppen, insbesondere die sozialen Tätigkeiten mit den prädestinierten
Beispielen in der Pflegebranche, die im Zuge der krisenhaften Situation eine
Aufwertung erfahren haben, leider nicht die nachhaltige Wertschätzung, die ihnen
zwingend zustünde.

Vielmehr müssen wir uns die Einzelschicksale anschauen: Seien es die
Alleinerziehenden (meist Frauen), die fürchten müssen, nicht ihrer Arbeit
nachgehen zu können, weil die Kindergärten geschlossen sind. Oder die Kinder
selbst, der Möglichkeit beraubt, sich mit ihren Freund:innen zu treffen, ihren
Freizeitaktivitäten nachzugehen und dagegen nur zuhause festsitzend. Oder die
Älteren, die teils nicht allein einkaufen gehen können oder im schlimmsten Fall
ohne Besuch im Alters- oder Pflegeheim verweilen müssen.

Für wen stellt also beispielsweise die Corona-Krise eine Chance dar – für
Unternehmer:innen, die ihre Geschäftsfelder überdenken oder für
Arbeitnehmer:innen, deren Arbeitsplatz bedroht ist?

Wer Krisen als Chance verkauft, macht nicht nur sich, sondern auch anderen etwas
vor. In der Realität können die meisten Menschen in derartigen Situationen nicht
euphorisch nach vorn schauen, stattdessen plagen sie berechtigte Zukunftsängste.
Als trauriger Fakt lässt sich darüber hinaus feststellen: In der Regel werden
durch Krisen die Reichen immer reicher und die Prekären immer prekärer. Woran
das liegt? Am Kapitalismus.

Als Jungsozialist:innen fordern wir daher, in Krisenzeiten besonders auf die
Menschen Acht zu geben, die maßgeblich mit den Herausforderungen und Problemen
zu kämpfen haben. Denn für diese Menschen stellt Corona keine Chance dar.
Überfällige Entwicklungen müssen dagegen auch ohne gesellschaftliche Krisen
vorangetrieben werden – so wie wir es seit Jahren fordern.